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Die YAKS - Wie es begann
Auf dem Starnberger Faschingszug 1966 liefen die zwei Wobbe Brüder, Winni und Hubi,
als Beatles verkleidet mit - das war in diesem Jahr schwer angesagt. Sie
hatten sich Langhaar-Perücken aufgesetzt, Gitarren umgehängt und
grölten aus Leibeskräften 'YEAH YEAH YEAH'. Die Kollerzwillinge Martin,
der zu Weihnachten ein Schlagzeug geschenkt bekommen hatte, und Eddie, der sogar schon eine
Gitarre mit Tonabnehmer besaß, waren davon so beeindruckt, dass sie die beiden auf der Stelle
fragten, ob sie mit ihnen eine Beatband gründen wollten. Am nächsten Tag, Rosenmontag, war schon
der erste Probetermin in Kollers Wohnzimmer angesagt. Dummerweise hatte Winni bis zu
seinem Auftritt beim Faschingszug noch nie eine Gitarre in der Hand gehabt,
dagegen war ihm Hubi meilenweit voraus: er beherrschte bereits
fünf Akkorde fast fehlerlos (C,D,E,G und A). Also wurde Winni kurzerhand zum
Bassisten
erklärt, und somit war mit Schlagzeug, 2 Gitarren und Bass die Grundbesetzung einer Beatband erreicht.
Als Leadsänger stellte sich Hubi zur Verfügung
(vielleicht um seine noch mangelhaften Gitarrenkünste zu vertuschen?), Winni
und Eddie sangen im Background.
Albert Kaltenecker, ehemaliger Klassenkamerad von Hubi und stolzer Besitzer
einer Farfisa Orgel gesellte sich kurze Zeit später auch noch dazu. Er brachte
sein Sahnestück 'Memphis Tennessee' mit, das er in einer affenartigen Geschwindigkeit
spielen konnte.
Als Namen für die Band hatten sich die Kollers 'The Gallowbirds' vorgestellt,
und Martin hatte sich auch schon vorne auf seine bass-drum einen Galgen geklebt
mit einer echten kleinen Schlinge, die bei jedem Schlag hin und her hüpfte - voll cool!
Verständlicherweise wollten die Koller-Eltern ihr Wohnzimmer nicht auf Dauer als
Beat-Schuppen umfunktioniert sehen, so dass ein eigener Proberaum her musste.
Der war auch schnell gefunden und zwar in Gestalt des alten Waschhauses
in Kollers Garten.
In wochenlanger Gemeinschaftsarbeit wurde das Waschhaus entrümpelt, der gemauerte Ofen samt Waschkessel
sowie die betonierten Wasserbecken abgebrochen und per Handkarren auf die Mülldeponie gebracht;
Stromanschlüsse wurden verlegt und als Krönung wurde schließlich der ganze Raum
mit handbemalten (!) Eierkartons zur Schallisolierung ausgekleidet. Jetzt hatte die Band
ihr eigenes, ca. 10m² großes ProbeHAUS.
Geübt wurde von nun an jeden Tag, wobei alte Röhrenradios als Verstärker herhalten mussten,
Tonbandmikrofone und
Wandergitarren mit aufgeschraubten Tonabnehmern vervollständigten die Anlage.
Albert Kaltenecker wollte bald den täglichen Übungsstress nicht mehr mitmachen und verließ die Band
wieder; 'Memphis Tennessee' wurde aus dem Repertoire gestrichen.
Nach knapp einem Jahr stand der erste öffentliche Auftritt beim Faschingsball des Pasinger
Karlsgymnasiums an.
Die technische Ausrüstung der Gruppe hatte inzwischen schon einen bescheidenen Standard
erreicht, so dass nur noch einige Teile von anderen Bands ausgeliehen werden mussten.
Zur Verstärkung hatten sich Thommy Keutner (Gesang, nur für diesen Gig) und Winni Bartsch (Gitarre) angeschlossen.
Winni Bartsch hatte schließlich auch die Idee, die Band auf 'The Yaks' umzutaufen.
Von nun an ging es mit den YAKS steil bergauf. Das Training wurde immer weiter intensiviert,
ein Auftritt jagte den anderen und das eingespielte Geld ermöglichte nach und nach die Anschaffung
von immer besserer Ausrüstung.
Ab Frühjahr 1968 war nach einem kurzen Intermezzo von Charly Sägebrecht als Sänger
und dem Abgang von Winni Bartsch mit Waldi Stieglmeier ein musikalischer
Allrounder in die Band eingestiegen, die nun ihre Formation für die folgenden Jahre gefunden hatte.
Ungewöhnlich für eine Beatband der damaligen Zeit war sicherlich die Instrumentierung:
Neben Schlagzeug, Gitarren, Bass und Orgel brachte die Gruppe auch Instrumente zum Einsatz wie
Trompete, Posaune, Saxophon, Klarinette, Flöte, Mundharmonika und Akkordeon. Folglich gehörten
Stücke zum Repertoire der Yaks, die sonst von kaum einer ihrer Konkurrenzbands gespielt wurden:
so z.B. 'Back Street Girl' von den Stones (mit Akkordeon, Flöte und akustischer Gitarre),
'Memphis Soul Stew' von King Curtis (mit Trompete und Saxophon, wobei Waldi das Kunststück fertigbrachte,
Orgel und Trompete gleichzeitig zu spielen) oder das absolute Hammerstück der Yaks: 'Soul Finger'
von den Bar Kays. Hubi spielte dabei das Solo mit der Gitarre auf dem Rücken, und Waldi
konnte seinen Trompetenkünsten freien Lauf lassen, wobei er allerdings
regelmäßig Probleme hatte, den ersten Ton sauber zu treffen. Als ihm das zufälligerweise dann
doch einmal gelang, verpasste der Rest der Band vor lauter Staunen prompt den Einsatz...
Auch Martin hatte anfangs so seine Probleme: wenn im Saal die weiblichen Fans zu kreischen begannen,
wie sie sich das anscheinend bei den Auftritten der Beatles abgeschaut hatten, stieg sein Adrenalinspiegel ins Unermessliche,
so dass er am Schlagzeug immer schneller wurde und der Rest
der Band kaum noch hinterher kam. Mit wachsender Routine legte sich das aber bei ihm,
und es gab sogar (anstrengende Marathon-) Auftritte, bei denen er an seiner Schießbude einnickte und
die Gruppe plötzlich ohne Schlagzeug spielte.
Geprobt und gespielt wurde alles, was in den charts war und der Band gefiel; kam
ein Stück beim Publikum nicht an, wurde es wieder aus Programm gestrichen. So kam im
Laufe der Jahre ein gewaltiges Repertoire zusammen, was das Publikum damals allerdings auch
von einer Cover-band erwartete (DISCO war nich...).
Max der Mänätscha
Wie jede vernünftige Band brauchten die Yaks auch einen Manager, der sich um das Umfeld
kümmern sollte, wie Organisation von Auftritten, Plakate kleben, Verhandlungen mit Veranstaltern,
Ämtern, GEMA etc.... Mit Max aus Regensburg war auch schnell einer gefunden, das heißt, eigentlich
war er irgendwann einfach da, und keiner wusste warum und woher. Wenn er die Gruppe spielen hörte
kamen ihm immer wieder die Tränen der Rührung ("wei's es so schee schpöllts"). Dem Waldi versprach
er eine Original Wurlitzer Orgel ("de muass i bloß vo Rengschburg herbringa"), woraus jedoch nie etwas wurde.
Immerhin verschaffte er der Gruppe ein Gastspiel im legendären Gasthof Sailer in Lausham, wo die 'langhaarige'
Gruppe im Wirtshaussaal wie eine exotische Sensation bestaunt wurde und mit ziemlich gemischten
Publikumsreaktionen konfrontiert wurde ("...schpuits amoi an Landler", " ..es langhaarade Deifen" oder "...Beppi da muasst eina, des is a Abschtraktion!").
Das Ende der Karriere von Max als Manager kam, bevor sie eigentlich richtig begonnen hatte, als er DIE
Riesen-Chance für die Yaks nicht nutzte:
Für das Konzert der WHO im Münchner Zirkus Krone-Bau war die Vorgruppe (The Trashmen) ausgefallen und
Max hatte tatsächlich das Angebot bekommen, die Yaks kurzfristig einspringen zu lassen. Aus - sicherlich nicht unberechtigter - Angst vor einer
Blamage sagte er jedoch nicht zu, und so durfte eine Konkurrenzband (The Empty Face?) antreten.
Die wurden zwar auch kräftig ausgepfiffen, konnten aber in den folgenden Monaten äußerst
werbewirksam ihre Plakate mit "... Nach ihrem sensationellen Auftritt mit THE WHO" überkleben.
Von nun an übernahm für einige Zeit der Koller-Vater das Management, was der Band vor allem den Vorteil
eines weiteren Fahrzeugs (DKW1000) brachte. Auf der anderen Seite konnte er nun seine
Söhne während der Auftritte im Auge behalten.
Nachdem sich die Band 1968 von sexy Eddie, der mit seinem gefährlichen Ausfallschritt
das Publikum immer wieder zum Toben bringen konnte, getrennt hatte, quittierte auch der Koller-Vater aus Solidarität
seinen Dienst als Manager; der Posten wurde nicht mehr besetzt. Das Management wurde nun in
Eigenregie, hauptsächlich von Winni Wobbe, der als Student über die meiste Zeit verfügte, durchgeführt.
Wie es weiter ging:
1968 - 1970 waren musikalisch und auch finanziell äußerst erfolgreiche Jahre für die Yaks.
Im Großraum Starnberg und der weiteren Umgebung waren sie bei ihren Fans die unbestrittene Nummer eins.
Auftritte vor 500 und mehr Zuhörern waren keine Seltenheit, aber auch Veranstaltungen in
kleineren Sälen, vor allem in ihren Hochburgen Schießstätte in Starnberg und beim Blesenberger in Hechendorf,
wurden regelmäßig durchgeführt. Ihre Groupies, die sie bei fast allen Auftritten begleiteten,
durften auch schon mal ans Mikrofon um danach von einer steilen Karriere als
Sängerin
zu träumen.
Von 1968 bis 1969 verstärkte Helmut Eichinger mit seiner weißen HÖFNER-Gitarre die Band, nachdem sich seine Gruppe "The Flamesteeds" aufgelöst hatte.
Unvergessen sind bis heute seine exakten Shadows-Interpretationen.
Nicht nur die Musik, sondern auch die Ausrüstung der Band wurde immer professioneller, Winni
gönnte sich den legendären 68er FENDER Jazz Bass, Hubi den sensationellen VOX Conqueror Verstärker
und Martin ein LUDWIG Schlagzeug, das er auch heute noch besitzt.
Episoden am Rande würzten das ohnehin recht abwechslungsreiche Bandleben:
So brachten einige Hechendorfer Bauernburschen die Gruppe beim Blesenberger an den Rand des Wahnsinns, als
beim Soundcheck vor dem Auftritt lautes Rückkopplungs-Pfeifen einfach nicht wegzubringen war.
Die ganze Band fiel über Hubi her, der als Band-Techniker auch für die Abstimmung der Anlage
zuständig war. Als dieser schließlich entnervt die Mikrofone ganz abschaltete, das Pfeifen
aber immer noch nicht aufhörte, stellte sich heraus, dass die Geräusche
nicht von den Lautsprechern stammten, sondern von den Biergläsern der feixenden Bauernburschen,
die sie hingebungsvoll mit ihren Fingern bearbeiteten.
50 DM Zusatzverdienst, für damals eine Menge Geld, gab es, als die Yaks auf einem Presseball spielten
und ein schon leicht angeheiterter Gast mit einem 50 Mark-Schein auf Winni zuging
mit den Worten: "Das ist für die Band..." schnapp - schon hatte Winni das Geld genommen -
"...wenn ihr 3 mal 'strangers in the night' spielt". Obwohl das nun gar nicht der Stilrichtung
der Yaks entsprach, wurde das Stück tapfer 'auf besonderen Wunsch' gespielt, wobei Winni
als der Schuldige singen musste, ohne den Text zu kennen. Er löste das bravourös, indem er ihm
bekannte Textbruchstücke wie "strangers in the night..", "something in your eyes.." und
"before the night was throuuuuugh.." laut und deutlich sang, während er den Rest undeutlich brummte
und sich schließlich elegant mit einem "..und jetzt alle!" aus der Affäre zog.
Anscheinend hatte 'strangers in the night' nicht nur beim Publikum sondern auch bei Martin gewirkt.
Er fand, dass mit konventioneller Tanzmusik mehr Geld gemacht werden könnte, während Hubi in die
entgegengesetzte Richtung tendierte und eher Hardrock spielen wollte. Hauptsächlich aufgrund
dieser musikalischen Meinungsdifferenzen lösten sich die Yaks sehr zum Leidwesen ihrer zahlreichen Fans
im Frühjahr 1970 auf.
Martin Koller verdiente noch eine ganze Weile gutes Geld mit Tanzmusik auf Hochzeiten und Faschingsbällen,
und trommelt auch heute noch regelmäßig in einer Big-Band. Hubi wechselte zur Hard-rock Gruppe Future Passed,
bevor er Mitte der 70er Jahre die Gitarre an den Nagel hängte, um nach über 25 Jahren
wieder anzufangen. Winni macht Stubenmusik und Waldi hat sich
den Traum von einer VOX-Orgel als Privatvergnügen erfüllt.
...und noch kein Ende...
Bei der Erstellung dieser homepage entstand die einhellige Meinung, dass es das noch nicht
gewesen sein kann. Seitdem wird wieder (in leider äußerst unregelmäßigen Abständen) geprobt
und ab und zu auch wieder mal vor größerem Publikum aufgetreten.
Das Yaks Revival bei der Starnberger Rocknacht 2005 im großen Saal der Schlossberghalle
Mehr unter Revival
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